Wenn man, statistisch belegt, davon ausgeht, dass im Jahr 2050 fünfzig Millionen Europäer:innen älter als 80 Jahre sein werden, ist im gleichen Atemzug mit einer Verdoppelung pflegebedürftiger Menschen zu rechnen. Das bedeutet, dass Prozesse und Pflegekonzepte angepasst und professionalisiert werden müssen bzw. neue Berufsbilder entstehen und Vorhandene Adaptierungen erfahren. Um die Bedürfnisse aller Beteiligten zu berücksichtigen und die Pflege- und Betreuungskontinuität über die einzelnen Versorgungseinrichtungen - von Krankenanstalten bis Hauskrankenpflege - sicherzustellen, braucht es begleitende Versorgungskontrollen durch Sachverständige. Die Weiterbildung in Form vom Universitätskurs Sachverständige der Gesundheits- und Krankenpflege ist vor allem für motivierte Kräfte interessant, die bereits über umfassendes Fachwissen und praktische Erfahrungen aus dem Pflegebereich verfügen.
Übersetzer im sensiblen Rahmen
"Sachverständige sind Dolmetscher für die Behörde, damit diese wirklich nachvollziehen kann, was in einer Pflegesituation passiert oder nicht passiert ist. Sachverständige tragen damit durch Anwendung ihres in langjähriger Berufserfahrung erworbenen Fachwissens zu einer Verbesserung der Pflegequalität bei. Damit bekommen sie die Möglichkeit, nicht mehr nur im Kleinen, sondern auch im Großen an der Weiterentwicklung der Pflege mitzuarbeiten", zeichnet Univ. Prof. Dr. Karl Stöger, wissenschaftlicher Leiter des Programms, ein klares Bild der zweisemestrigen Weiterentwicklungsmöglichkeiten für erfahrenes Pflegepersonal. "Im Detail entlasten Sachverständige Mitarbeiter:innen der Behörde, indem sie sie durch ihre Expertise unterstützen oder sie liefern überhaupt Expertenwissen, das die Behörde selbst nicht hat, aber zur Beurteilung eines Falls braucht. Das gilt insbesondere für die Gerichte, in denen im Gegensatz zu den Verwaltungsbehörden nur Jurist:innen tätig sind."
Gratwanderung mit ruhigem Geist
Warum braucht es für die Zulassung eine mindestens neuneinhalbjährige Berufserfahrung im gehobenen Dienst? "Gutachten von Sachverständigen können große Auswirkungen sowohl auf das Pflegepersonal als auch auf die pflegebedürftigen Personen haben. Dazu braucht man große Erfahrung und die muss man sich im wahrsten Sinne des Wortes erarbeiten", offenbart Stöger. Es ist keine leichte Gratwanderung zwischen Objektivität und Empathie, wenn es gilt, sich in eine individuelle Situation hineinzuversetzen und diese fair zu beurteilen. Wichtiger Soft Skill: "Ohne ruhigen Geist geht das nicht", meint Stöger. Denn in ohnehin schon emotional aufgeladenen Situationen werden Sachverständige beigezogen und stoßen mitunter auf Ablehnung und Widerspruch. "Hier ist dann höchste Professionalität gefragt: Man darf nicht jede Kritik persönlich nehmen."
Der Universitätskurs trägt zur weiteren Professionalisierung der Berufsgruppe bei und zielt u.a. auf die Fähigkeiten zur Ressourcenorientierung in der direkten und indirekten Pflege ab. "Bewohner:innen von Pflegeeinrichtungen sind je nach Grad des Pflege- und Betreuungsbedarfs besonders schutzbedürftig und daher ist es sehr wichtig, das speziell ausgebildete Sachverständige fortwährend direkt vor Ort Gespräche mit den Betroffenen führen und in weiterer Folge den Pflegeprozess kontrollieren", fasst Dr. Karin Pesl-Ulm, pädagogische Leiterin des Universitätskurses, zusammen.
Alle Infos und Anmeldung zum Universitätskurs: Sachverständige der Gesundheits- und Krankenpflege