Dolmetschen ist viel mehr als Sprachkompetenz. TeilnehmerInnen unserer Universitätskurse Kommunaldolmetschen (Basis- und Aufbaukurs) berichten aus ihrem Berufsalltag zwischen Worten, Rollen und berufsethnischen Prinzipien.
Ihr Vater kommt aus dem Sudan, ihre Mutter aus Bolivien. Anna Agabani selbst ist im Sudan, in Jordanien und in Saudi-Arabien aufgewachsen. Mit 18 zog sie für ihr Studium - erst Medizin dann Translationswissenschaft - nach Österreich. „Obwohl ich mich im Laufe meines Studiums oft mit der Rolle der Dolmetscherin und mit der damit verbundenen Ethik auseinandergesetzt habe, stand ich beim Dolmetschen im kommunalen Bereich immer wieder vor schwierigen Herausforderungen. Mit meinem theoretischen Wissen kam ich nicht weiter. Da viel mir eines Tages die UNI for LIFE Broschüre in die Hände“, erzählt Agabani über ihre Intentionen am Universitätskurs Kommunaldolmetschen teilzunehmen. „Viele der renommierten Lehrenden kannte ich bereits aus der Praxis bzw. Forschung. Das war für mich ein zusätzliches Argument für meine Teilnahme.“
Notation & Rollenverständnis
Neben einem Überblick über Berufskodizes für DolmetscherInnen und grundlegende berufsethische Prinzipien, thematisiert dieses UNI for LIFE Angebot mit universitärem Abschluss vor allem Praxisbeispiele und Übungen in unterschiedlichen Einsatzfeldern. „Rollenkonflikte, belastende Situationen oder widersprüchliche Erwartungen an DolmetscherInnen waren für mich wesentliche Modulinhalte“, so Agabani, die ihr neu erworbenes Wissen u.a. in Schulen, beim Jugendamt, im Krankenhaus oder bei Asylverfahren anwendet und sich künftig auch im zukunftsorientierten Videodolmetschen versuchen will. Auch Kristina Galvez hat seit geraumer Zeit für Polizei und BH gedolmetscht, bevor sie nach einer fundierten Basis für ihren Berufsalltag suchte. „Im UK Kommunaldolmetschen habe ich vor allem neue Techniken, wie zum Beispiel die mir zuvor unbekannte Notizentechnik, erlernt. Auch die Tatsache, dass in der Ich-Form gedolmetscht wird, war mir neu und anfangs ziemlich ungewohnt“, lächelt Galvez, die heute als Leiterin der Außenstelle des Vereins Menschenrechte Österreich in Leoben tätig ist.
Austausch untereinander
Der Austausch mit KollegInnen war ihr während der Ausbildung ebenso wichtig wie der gebürtigen Iranerin und Physikerin Farzaneh Adibpour: „Ich war lange als freiberufliche Dolmetscherin tätig und habe bald bemerkt, dass Dolmetschen viel mehr als Sprachkompetenz ist. Heute bin ich Dolmetscherin beim ÖIF und mir durch meine Weiterbildung meine Rolle und die damit verbundenen Anforderungen viel bewusster geworden.“ Mag.a Dr.in Sonja Pöllabauer, wissenschaftliche Leiterin des Universitätskurses, unterstreicht, wie wichtig psychosoziale Kompetenzen in dieser Branche sind: „KommunaldolmetscherInnen arbeiten in Einsatzfeldern, in denen es um den unmittelbaren Lebensbereich von Individuen und deren ureigenste Interessen geht. Gesprächssituationen sind bisweilen von Konflikten geprägt, in denen möglicherweise versucht wird, auch neutrale Gesprächsparteien wie DolmetscherInnen in den Konflikt hineinzuziehen. Auch Gesprächsinhalte können für die Berufsgruppe emotional belastend sein. Einfühlungs- und Kooperationsvermögen, emotionale Stabilität und Belastbarkeit sind für eine Tätigkeit in diesem Bereich u.a. zentral.“
Kostenloser Infoabend: 5. Februar 2018, 17.00 Uhr @ SU 33.0.008, Merangasse 70, 8010 Graz
Nächster Kursstart: 6. April 2018 (Anmeldeschluss: 12. Februar 2018)
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