Am besten lernt man, wenn Dinge unmittelbar spürbar werden. Wer sich im Bereich der Lebens- und Sozialberatung beruflich engagiert, sieht sich hautnah mit sozialen Gefügen konfrontiert. Denn mit Gruppendynamik verhält es sich so wie mit dem Wetter: Sie ist immer da, in den unterschiedlichsten Formen. Wer erkennt, wie vielschichtig eine Situation betrachtet werden kann, ist eindeutig im Vorteil. "Jede Gruppe ist ein Laboratorium der Gesellschaft. Eine Gruppe spiegelt immer aktuelle, gesellschaftliche Fragen wider. Augenblicklich dreht sich dahingehend thematisch viel um Selbst- und Gesamtverantwortung", offenbart Heinz Baumann. Als erfahrener Sozialarbeiter, systemischer Coach und Vortragender im Universitätslehrgang Psychosoziale Beratung KOMPAKT ist er mit den wiederkehrenden Dynamiken in Gruppen bestens vertraut. "Und trotzdem ist es jedes Mal ein Neueinstieg für mich. Jede Gruppe ist anders und das macht meine Arbeit so aufregend, forschend und kurzweilig", protokolliert Baumann euphorisch. Sein Ansatz des Erlebnislernens kommt in der Lehrveranstaltung rund um Gruppendyamik vollends zu tragen.
Kreisrund und dynamisch
Der Samstagmorgen mit rund 20 TeilnehmerInnen beginnt mit einem kleinen Sesselkreis, der von einem größeren Sesselkreis umrandet ist. Außen sitzen die BeobachterInnen. Im inneren Kreis findet ein freier, loser, kaum bis gar kein intervenierter Austausch über Gruppen, Zugehörigkeit und ihre Bedeutung auf persönlicher Ebene statt. Auch Heinz Baumann nimmt im inneren Kreis Platz. "Wann ist man eine Gruppe – wann fühlt man sich darin wohl, wann unwohl", wirft Teilnehmer Dr. Michael Katzensteiner ein. Zwischen VielrednerInnen und Schweigsameren findet rasch eine unausgesprochene Rollenverteilung statt. Pausen entstehen, die einige der angehenden Lebens- und SozialberaterInnen als "spannend und aktivierend", andere mit "zu viel Spannung" wahrnehmen. Nach 20 Minuten tauschen die TeilnehmerInnen die Plätze. Der BeobachterInnenkreis wird zum Inner Circle und umgekehrt. Als freie Reflexion gestaltet sinnt man im inneren Kreis über das Gehörte nach, versucht Gesagtes auf der Metaebene einzuordnen und klopft Erwartungshaltungen im Gruppengefüge ab. "Eine Gruppe definiert sich doch darüber, wer nicht dazugehört", kommentiert Teilnehmerin Kerstin Suppan-Eibinger, MBA. Gruppendynamiktrainer Baumann nickt.
Komplexes Gefüge
"Eine Gruppe ist ein lebendiges Gefüge und alles andere, aber nicht starr", setzt er nach. "Die Arbeit mit Gruppen, Teams und Familien ist etwas sehr Komplexes. Dabei sind gleichzeitig immer mehrere Dimensionen vorhanden, die es wahrzunehmen und zu beobachten gilt, um letztendlich Schlüsse daraus ziehen zu können. Das und mehr erfährt man in Lehrveranstaltungen wie dieser in Form von Praxisübungen und viel Theorie. Wer sich auf die Wechselwirkung zwischen Person und Gruppe einlassen kann, wird viel mitnehmen können", so der Experte.
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